Weltenportal Nr. 06 – 09-2025

Cover: Detlef Klewer

Hrsg. von Christoph Grimm

Inhalt:

Stories

Magazin

  • Detlef Klewer: Ewiges Eis (Comic)
  • Sarah Lutter: Campus 2049 – Hochschule der Zukunft: Interview mit Sabine Frambach und Kai Focke
  • Christoph Grimm: Zwielicht – Interview mit Michael Schmidt
  • Christoph Grimm: Sternenlicht – Interview mit Erik Schreiber
  • Kai Focke: Nuclear Dirtbag Gang. Leseprobe aus der Sammlung Hinterm Haus
  • Frank Lauenroth: Laden! Zielen! Feuer! Leseprobe aus der Sammlung Delter: Science Fiction Storys
  • Sarah Lutter: Hund und Katz – Ein fiktives Interview
  • Jol Rosenberg: Kann Phantastik progressiv sein, wenn sie keine Infragestellung des Status Quo beinhaltet? (Essay)
  • Udo Klotz: Vergessene Schätze der Science-Fiction – Ein Planet als Hauptfigur: Brian W. Aldiss Helliconia Trilogie
  • Anna Eichenbach: Von Monstren und Männern –
    Ich, Hannibal von Judith und Christian Vogt
  • Sarah Lutter & Christoph Grimm: Lese Log
  • Maximilian Wust: Weltenportal Comix (Comic)

Kommentar zum Heft:

… 

Kurzeindrücke zu den einzelnen Geschichten:

Hypostasis
von Maximilian Wust & Michaela Schrimpf

Midjourney Prompt: A two-story white family house floating in the black vastness of space, surrounded by bewildering geometric shapes and hyperspace. Rooms, corridors, and staircases are arranged like the impossible drawings of M.C. Escher, creating a mind-bending, surreal perspective. The atmosphere is dark, eerie, and infinite, with a haunting sense of endlessness

Ich: Wie kann ich mir den LSD-Trip einer Mathematikerin vorstellen?
Maximilian Wust & Michaela Schrimpf: Ja.

So ist das also, wenn Mathematik nicht nur die Nemesis der allermeisten Schüler_innen ist und man sich durch das Basisfach (aka Grundkurs) des Gymnasiums quälen muss oder, wie ich, sich aus völlig unerfindlichen Gründen, unvermittelt im Leistungsfach (aka Leistungskurs) wiederfindet und sich bereits nach den ersten Wochen fragt: WTF mach‘ ich hier?!

Dass Mathematik die Welt zusammenhält, hört man ja immer wieder. Auch, dass Musik eigentlich Mathematik ist … zumindest, wenn sie gut ist (ja, ja … ist relativ, ich weiß … ha, da ist sie schon wieder … die Mathematik! ;-)), ist kein Geheimnis. Dass es die Wissenschaften … ja, ja … auch die Geisteswissenschaften (!) … ohne Mathematik nicht gäbe, lässt sich auch ziemlich schnell erschließen.

Manche mögen behaupten, dass Mathematik alle Lösungen der Welt bereithält und die Welt als solche eigentlich nur aus Gleichungen und Formeln besteht. Und wenn die Mathematik die Lösung noch nicht zu präsentieren vermag, ist die/der Mathematiker_in oder die zukünftige KI, eben einfach noch nicht so weit.

Manche Lösungen sind trivial, manche sind hyperkomplex, manche völlig gaga.
Und da kommen wir zur schon zur Kurzgeschichte von Maximilian Wust und Michaela Schrimpf.

Man kann Mathematik verschriftlichen … in Zahlen, Operatoren und diesen witzigen, allen möglichen Alphabeten entsprungenen kleinen und großen Buchstaben … oder vertonen (Ist die Tonleiter eine Exponentialfunktion? Vielleicht sind hier ein paar Antworten zu finden) … oder man kann sie verbildlichen (spätestens seit Benoît Mandelbrot und seinen Fraktalen ein ganz eigenes Kunstgenre).

Oooooder … man macht daraus eine Kurzgeschichte, wie das Maximilian Wust und Michaela Schrimpf hier mit Bravour getan haben.
Was ganz beschaulich mit einem weißen, zweistöckigen Haus in New Jersey und den verschwundenen, bisher darin lebenden Bewohner_innen beginnt, driftet ziemlich schnell über in einen Twilight Zone meets M. C. Escher-Streifen und endet … na, ihr werdet es schon selbst lesen müssen.

Ich kann nur sagen: Entweder man wird von den hier angerissenen mathematischen Phänomenen angezogen und lernt bei der Erkundung der Unendlichkeit die Endlichkeit des eigenen Verstandes kennen … oder man lässt das lieber, schnappt sich sein Handy und findet sein/ihr Heil im unendlichen Wischen durch Insta & Co.
Ich bin noch unschlüssig.

Es gibt keinen besseren Ort als die Pein
von Maria Orlovskaya

Midjourney Prompt: A stylishly dressed young woman standing in an urban street canyon, looking up at a towering windowless granite skyscraper, the polished granite facade reflecting a distorted, enlarged, anguished screaming in fear face of a young woman like in a funhouse mirror, dramatic urban architecture, cinematic lighting, hyperrealistic, architectural photography style

Nicht alles, was schadet, tötet – ganz im Gegenteil.
Medizinische Therapien können durchaus wirksam sein, wenn die Anwendung schädlicher Substanzen oder Zustände so bemessen wird, dass der menschliche Körper in einer Weise darauf reagiert, dass er Heilungsprozesse in Gang bringt.
Ich denke da z. B. an die Kryotherapie. Kein vernünftiger Mensch würde sich freiwillig einer Temperatur von -110 °C aussetzen. Bei bestimmten Erkrankungen und für kurze Dauer kann es aber durchaus die Heilung unterstützen.
Doch gesund zu sein genügt dem Menschen natürlich nicht. Er/sie möchte schon von jeher auch jung bleiben, den Alterungsprozess aushebeln. Würde dies funktionieren, wäre keine Therapie zu absurd oder zu teuer.

Maria Orlovskaya entführt uns in den ganz normalen Wahnsinn, der uns in einer zukünftigen Welt erwarten würde, in der die Agonie Jugend verspräche. Und natürlich könnte man, wie es schon heute bei kosmetischen Operationen alltäglich ist, nie zu früh damit beginnen … was mich mehr als nur etwas verstört zurücklässt.

Nano-Godt
von Yvonne Tunnat

Midjourney Prompt: A children's bedroom filled with assembled high-tech model toys, detailed scale model cars, buses, trains, and airplanes displayed on wooden shelves, some models partially built and incomplete with visible parts scattered around, model vehicles positioned on a desk and wooden floor, some toy cars and trains appearing to move across surfaces, warm bedroom lighting, cozy atmosphere, realistic photography style, high detail, soft natural lighting, 8k resolution, cinematic composition --chaos 30 --raw

Ein Familienmitglied an den Tod zu verlieren, ist eines der schlimmsten Ereignisse, die einem widerfahren können. Dabei ist es im Grunde gleichgültig, ob der Abschied lange dauert oder plötzlich geschieht. Ich befürchte, die Trauer-/Verarbeitungszeit ist ähnlich, nur dass sie bei einem langen Abschied größtenteils vor und bei einem plötzlichen Ableben nach dem Tod stattfindet. Dem eigenen Kind für immer Lebewohl zu sagen, ist dann nochmal ein ganz anderer Schmerz, denke ich, ohne das selbst erlebt haben zu müssen. Bei einem Menschen, dem man so viel Liebe, Aufmerksamkeit, Zeit und Energie geschenkt und eine so starke Bindung aufgebaut hat, mit der Perspektive, sein ganzes Leben dieses Wesen um sich zu haben, ist die Leere danach so unbegreiflich, der Schmerz so allumfassend, dass es nicht jede*r schafft, unbeschadet oder ohne Hilfe weitermachen zu können.
Bereits heute beginnen KI-Anwendungen die Phase des Verabschiedens zu verlängern und vielleicht auch zu vereinfachen, indem es ermöglicht wird, mit dem über persönliches Informationen und Audioaufzeichnungen trainierten Sprachmodell in gewissem Umfang zu sprechen, als ob es der Mensch von früher wäre. Noch hört sich das ziemlich weird an, aber ich bin mir sicher, dass das bei immer effizienter werdenden KI-Tools, durch Vereinsamung immer seltener werdenden menschlichen Gesprächspartnern und gleichbleibender Notwendigkeit der Verarbeitung von Trauer, dies immer normaler werden wird.
Was aber, wenn es möglich wäre, nicht nur die Stimme mitsamt Wortschatz und Erinnerungen über die Schwelle des Todes zu retten? Was, wenn wir unsere Lieben klonen könnten, um sie tatsächlich wieder bei uns haben zu können? Würden wir das wollen? Und wer würde das nicht wollen?
Neben biowissenschaftlichen und medizinischen Herausforderungen, deren Hürden kluge Köpfe sicher bald meistern werden, werden uns die ethischen und emotionalen Fragen allerdings ziemlich sicher noch Generationen quälen.

Was aufgrund der emotionalen Komplexität klonbarer Menschen, dem Tod an sich und dem unbändigen Schmerz der Trauer sicher Platz in einer mehrbändigen Erzählung finden würde, komprimiert Yvonne Tunnat in eine emotional ergreifende Kurzgeschichte über eine kleine Familie in einer lang anhaltenden Belastungsprobe, in der das Unbegreifliche mit der Zeit etwas greifbarer, aber nicht unbedingt einfacher wird.

Was aus dem Schnee wurde
von Tino Falke

Midjourney Prompt: black and white coal drawing, Eerie woman with pale white eyes with long black hair cascading like sticky web-like strands, Black sticky threads like black pitch hang everywhere from the branches and tree trunks and drips from the branches. melancholic expression, wearing torn gray dirty dress, walking through dark forest in late autumn, her hair extending and clinging to tree trunks, sticky hair threads stretching from tree to tree, cold atmosphere, bare branches, gothic horror aesthetic, cinematic lighting, detailed portrait, haunting mood --raw

Im Schatten eines Geschwisters zu stehen, kann fürs eigene Leben prägend sein. Nie wirklich wahrgenommen zu werden, immer nur für die Brotkrumen dankbar sein zu müssen und stets die Schuld für alles Schlechte zu bekommen, zermürbt jede*n.

Da ist es beinahe verständlich, dass die jüngere missachtete Schwester schon mal auf dunkle Gedanken kommen könnte, bei denen die vom Glück überschüttete ältere Schwester nicht unbedingt gut abschneidet.

Doch das Schicksal findet seinen Weg und Not macht bekanntlich erfinderisch und hier sogar selbstständig. So findet das neu interpretierte märchenhaft-düstere Frau Holle-Sequel von Tino Falke ein außergewöhnliches Ende.

Erinnerungen sind flüchtig
von Ulf Fildebrandt

Midjourney Prompt: Exterior view of a small fantasy tavern inn in deep winter during a fierce snowstorm, RPG game style, warm candlelight glowing through frosted windows, nearly buried footprints in deep snow leading to the wooden entrance door, heavy snowfall, medieval fantasy architecture, cozy refuge atmosphere, dramatic winter weather, cinematic lighting, detailed snow textures

Ein Fantasy-Krimi, der mich an Plots von Agatha Christie-Romanen erinnert.
Ein einsames Gasthaus mitten im verschneiten Winter, eine überschaubare Zahl von aus Händler_innen und Söldnern bestehenden Gästen, ein Toter und ein Hauptverdächtiger mit Tatwaffe in der Hand.
Zwar fehlt die/der offizielle Ermittler_in, aber der Sohn der Gastwirte nimmt neugierig und geschickt die Untersuchung des Mordfalls auf.
Was anfangs relativ eindeutig erscheint, wird durch Zauberkünste außergewöhnlich kompliziert und keine_r kann inmitten der vom Schneesturm abgeschnittenrn Einöde der/dem anderen noch trauen oder ist vor magischer Manipulation gefeit.
Eine für mich etwas zu kompliziert verfasste, aber durchaus spannende Fantasy-Krimi-Kurzgeschichte, bei der es mich nicht gewundert hätte, einen Charakter mit gezwirbeltem Schnurrbart an einem der Gasthaustische zu entdecken.

Auf neue Freunde und unverhoffte Gelegenheiten
von Nele Sickel

Midjourney Prompt: Close-up of 12 sparrow-sized furry aliens with wings swarming around a large full beer glass, drinking from the rim, futuristic grimy spacer tavern setting, detailed alien creatures with fur and delicate wings, atmospheric lighting, sci-fi bar environment, worn metal surfaces, neon signs in background, cinematic composition, photorealistic, highly detailed --chaos 30 --raw

In einer Welt, in der wir dafür belohnt werden, alleine klarzukommen und selbstständig zu sein, verlernen wir zu kooperieren und zu verstehen, dass es Kollektive gibt, die aufeinander angewiesen sind und nur im Verbund funktionieren.
So erkennt in der ungewöhnlich besetzten Space Opera-Kurzgeschichte von Nele Sickel der ein Dutzend Raumschiffpiloten anheuernde Spacer fast zu spät, wer eigentlich sein Pilot ist.

Tsuril
von Nicole Hobusch

Midjourney Prompt: Close-up of a bitten energy bar with silver foil wrapper lying in red sand, red mountains on the horizon, scattered debris field of futuristic military equipment, burn marks and bullet craters, purple-green sky with two suns, science fiction, cinematic lighting, detailed textures, photorealistic, dystopian atmosphere --raw

Die Gier nach Territorien und Rohstoffen führt auf der Erde schon seit Jahrhunderten zu Kriegen, Zerstörung und unsagbarem Leid.
Man sollte meinen, dass die Konsequenzen ungebremsten Wachstums erkannt worden wären und wir daraus unsere Lehren gezogen hätten.
Leider ist das nur ein frommer Wunsch, denn statt mit dem Wenigen, was uns noch zur Verfügung steht zu haushalten, werden die Anstrengungen, an Rohstoffe zu kommen, intensiver und das Leid größer. Die Hoffnung, dass sich diese unrühmliche Eigenschaft der Menschheit aufgrund der ganz natürlichen Endlichkeit verwertbarer Ressourcen von ganz alleine regulieren könnte, kann abgehakt werden, denn schon längst schielen Mega-Corporations auf Objekte jenseits unseres Planeten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir extrasolare Planeten plündern und indigene Wesen mit Krieg überziehen werden.

Nicole Hobusch erzählt uns vom Schlachtfeld einer möglichen Zukunft, in der wir schmerzhaft erfahren müssen, dass wir uns bei der rücksichtslosen Grenzerweiterung mitsamt Raubbau mal wieder maßlos überschätzt haben.

RAUM, der (maskul.) sonderbare (adj.)
von Jamie-Lee Campbell

Midjourney Prompt: Holographic projection of a destroyed and flooded future Berlin cityscape, floating in mid-air within a dark library room filled with tall wooden bookshelves, dramatic blue holographic light illuminating the ancient books, post-apocalyptic Berlin ruins partially submerged in murky water, crumbling Brandenburg Gate and TV Tower visible through the flood, ethereal glowing hologram with translucent edges, atmospheric lighting, cinematic mood, photorealistic, 8k resolution --raw

Mal ein Escape-Room der anderen Art. Statt Rätsel zu lösen, schreibt man sich in Jamie-Lee Campbells Kurzgeschichte rätsellösend dem Ausgang entgegen und bekommt zeitgleich eine intensive Reminiszenz an Berlin. Eine an sich interessante Idee, aber für mich sprachlich nur schwer lesbar. Ich als Nicht-Berliner war mit den vielen Insider-Bezügen zur Vergangenheit, Gegenwart und fiktionalen Zukunft der Hauptstadt leicht überfordert.

Anomalie
von Alexander Klymchuk

Midjourney Prompt: Close-up shot of an elegant feminine robotic hand crafted from pristine white material, fingers delicately positioned above a sophisticated control interface, tactile controllers emerging and morphing from malleable translucent substance beneath fingertips, the controllers cling to your fingers like tough slime, advanced holographic control panel of a futuristic spacecraft, soft ambient lighting, cyberpunk aesthetic, highly detailed mechanical joints and servo components, smooth ceramic-like surface texture, sci-fi interior design, cinematic composition, professional photography lighting, 8K resolution, photorealistic render --raw

Die Besiedelung ferner Planeten ist an sich schon ein extrem riskantes, kompliziertes und auch teures Unterfangen mit sehr ungewissem Ausgang, der bestenfalls in einer sehr vagen Wahrscheinlichkeit ausgedrückt werden kann.
Wirklich problematisch werden derlei Großprojekte aber erst so richtig, wenn sich im Verlauf der langen Reise elementare Grundannahmen als so richtig episch falsch herausstellen.

Wenn’s also so richtig dumm kommen sollte, kann man nur hoffen, dass die involvierten KIs mit einem ausreichenden Maß an Empathie für ihre menschlichen Erschaffer ausgestattet sind.

Rache
von Sarah Lutter

Midjourney Prompt: An ornate 19th-century art gallery with thick clouds of steam billowing from its windows and doors. Elegantly dressed Victorian-era men in top hats and tailcoats and women in elaborate corseted dresses with bustles fleeing in panic. Oil paintings in gilded frames visible inside. Dramatic lighting with rays of light cutting through the steam. Chaotic scene with expressions of terror. Detailed period architecture with columns and arched doorways. Photorealistic, cinematic composition, high detail

Der Alltag von Thorsten Keyser, dem Ermittler einer Sondereinheit der Polizei eines alternativen Steampunk-Frankfurt in den 1870ern, ist seit einem ungelösten Mordfall im Kontext eines Drogenhandel-Deliktes ziemlich frustrierend. Die passiv-aggressive Stimmung auf dem Polizeirevier, hervorgerufen durch seinen ziemlich arroganten Polizeichef macht die wütend-deprimierte Stimmung nicht besser. Denn noch immer leidet er unter dem Mord an einem ihm ans Herz gewachsenen Straßenjungen. Zudem führt der bisherige Stillstand seiner Ermittlungen in dem besagten Fall einerseits zu negativer Presse, andererseits dazu, dass sein Polizeichef ihn ziemlich hart rannimmt.
Ein Keyser zugewiesener Einsatz in einem Kunstinstitut, bei dem Keyser zum Aufpasser einer Ausstellung abgeordnet wurde, kam einer Degradierung gleich. Als er sich relativ lustlos dem Auftrag fügt, gerät er in eine spannungsgeladene Vater-Sohn-Beziehung, in der sein Chef eine unklare Rolle zu spielen scheint. Als die Ausstellung dann zu einem Fiasko eskaliert, wird Keyser zufällig Zeuge einer Situation, die seine bisherigen Fälle in einem völlig anderen Licht erscheinen lassen.

Sarah Lutter schließt mit dieser Kurzgeschichte an zwei anderen an, die in der Weltenportal-Ausgabe 03 und 05 erschienen sind (Palmengarten, Weltenportal – 2022-04 und Opium, Weltenportal – 2023-10). Die Zeitreise, auf die die Lesenden in ein einerseits historisches Frankfurt des 19. Jahrhunderts und andererseits in eine Steampunk-Version dieser Stadt mitgenommen werden, bietet einen angenehm fiktional-authentischen Rahmen für eine nicht von Computern dominierte Welt, die durch die Steampunk-Elemente sowohl historisch als auch futuristisch ist.

Die feinfühlige Erzählung der Vorfälle aus der Sicht der Hauptfigur, steht in einem interessanten Spannungsfeld zu den nüchternen Ermittlungen einer eher verkrustet-drögen Behörde in einer mit mit dem organisierten Verbrechen überzogenen Stadt. Von Geschichte zu Geschichte wird immer deutlicher, dass es unter der Oberfläche der Stadt mehr Unerklärliches zu geben scheint, als auf den ersten Blick zu erkennen ist.
Eine spannend-tiefgründige Episoden-Serie, bei der ich schon sehr gespannt auf eine Fortsetzung bin … und das sage ich keinesfalls deswegen, weil ich mithilfe der genAI Midjourney die Illustration zu „Rache“ beisteuern durfte.