The Consultant

Sehr clevere und spannende Serie mit hervorragenden Schauspieler*innen. Nicht nur Christoph Waltz glänzt in seiner Rolle als “Berater”, auch die beiden Hauptrollen Brittany O’Grady und Nat Wolff spielen ausgesprochen überzeugend.

+++ SPOILER +++

Die Überzeichnungen und Analogien zu allzu natürlichen Verhaltensweisen und vermeintlichen normalen Methoden im Berufsleben sind intelligent und entlarvend angedeutet und weitergedacht.

Die Rolle des Beraters als ein offenkundig nicht menschliches Wesen, das die Schwächen eines/einer Jeden auszunutzen versteht, um Chaos zu säen, erinnert zwar an die Reinkarnation des Teufels, ist aber wohl eher an einen Dämon oder Homunkulus angelehnt, dessen unbelebte Materie (hier: Gold) Leben eingehaucht wurde und über übernatürliche Kräfte verfügt. Regus Patoff (dessen Name lediglich der Zusammenschreibung der üblichen Abkürzung “Reg. US. Pat. Off.” entspricht und “Registered at the United States Patent Office“ bedeutet und auf seine künstliche Erschaffung hindeutet), der zuerst wie ein völlig “normaler” soziopathischer Vorzeigemanager erscheint, entwickelt sich mehr und mehr zum Strippenzieher, der versteht, jede und jeden mal mit Gier, mal mit Ängsten zu manipulieren, um den abgeschlossenen Vertrag mit der zum Ableben verdammten Seele zu erfüllen.

Interessant sind die in der Serie verstreuten kleinen Brotkrumen, wie die lange Betrachtung (Folge 4, 26:15 min) der Illustration (“This head looked at us and shouted -Hey-“) von Gustave Doré aus Dante Alghieris Göttlicher Komödie, auf der Bertran de Born, der damals als Zwietrachtsäer berüchtigt war (er soll die Rebellion von Heinrich dem Jüngeren gegen seinen Vater Heinrich II. angefacht haben). Auch das “Hey” im Titel der Inferno-Illustration findet sich in dem Chat von Patti mit Regus Patoff wieder. Der Trobador Bertran wurde von Dante in den achten Höllenkreis verbannt und mit abgeschlagenem Kopf dargestellt, den er aufrecht stehend wie eine Laterne vor sich hält.

Auch das Bibelzitat “Ich spanne Sehnen über euch und umgebe euch mit Fleisch; ich überziehe euch mit Haut und bringe Geist in euch, dann werdet ihr lebendig. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin.” (Ezechiel 37, 6) in Folge 6 (9:45 min), in dem es um die Vision der Wiederauferstehung Israels geht, verweist auf die Belebung einer unbelebten Materie.

Dass es sich bei dem “Berater” wahrscheinlich nicht um den Teufel selbst, sondern um einen Homunkulus handeln könnte, wird durch dessen Allwissenheit und das Motiv zerbrechendes Glases angedeutet. Wie schon in Goethes Faust (Teil 2) ist der magische Geist mit zerbrechendem Glas assoziiert, seinem Reagenzglas-Gefängnis aus dem er entfliehen will. Er weiß auch bei Goethe alles und fühlt nichts. Dass er aus einem Skelett aus Gold erschaffen worden ist, ist womöglich ein Hinweis auf das Wichtigste, was die Wirtschaft antreibt: die Verkörperung von Reichtum und Macht. Der “Berater” regelt das perfide Wirtschaftssystem (hier: das einzelne, dem Untergang geweihte Unternehmen), indem er den darin gefangenen Menschen positive Anreize anbietet und negative Sanktionen androht, um der durch Gier angetriebenen Maschinerie wieder auf die Beine zu helfen.

Viel schwarzer Humor, tolles Drehbuch und grandios gespielt.