Moritz Böger: Die Aschebrut

Der im Dezember 2021 im Ventura Verlag erschienene Debütroman von Moritz Böger Die Aschebrut. Chronik der Söldner ist eine gelungene Reminiszenz an die guten, alten Pen&Paper Rollenspiele. Zumindest erinnerte mich die Geschichte schon früh im Plot an stundenlange Abenteuer in Hobbykellern, die oftmals nur ein Ende durch energisch auftretende Mütter fanden. Da half dann auch kein überraschender Zauberspruch oder perfekt geworfene Würfel mehr.

Moritz Böger führt seine Protagonist*innen wie die sorgfältig “erwürftelten” Charaktere einer Kampagne ein und gibt ihnen als Spielleiter eine relativ klar umrissene Aufgabe. In seiner Geschichte Die Aschebrut gilt es herauszufinden, weshalb die für den Hochkönig existentiell wichtige Schwefelproduktion auf der Vulkaninsel Skelt unvermittelt ein Ende fand. Der Anführer der achtköpfigen Söldnerrotte Kjell Blutzopf merkt dann schon bald nach dem Anlanden, dass es sich keineswegs um einen harmlosen Routinejob handelt.

Wie es sich gehört, wird der/die Leser*in anfangs in das Setting eingeführt und erfährt ein paar grundlegende Details über alle Charaktere. Doch schon bald werden die Söldner mit merkwürdigen Umständen konfrontiert, die sie nicht einordnen können, grundsätzlich aber nichts Gutes verheißen. Schnell entsteht eine Dynamik zwischen den Protagonisten und man merkt, wie die Fassade hinter den harten Söldner*innen Risse bekommt.

Unvorhersehbare Wendungen bringen eine angenehme Dynamik in die Handlung, die bis zum Schluss beibehalten wird. Und ohne spoilern zu wollen, kann man doch verraten, dass nicht alle aus der Rotte, das Abenteuer lebendig überstehen werden und keine/keiner unverändert daraus herausvorgehen wird.

Moritz Böger konzentriert sich auf eine schnörkellose Quest, ohne sich zu sehr in Details zu verlieren. Das Einbringen von Twists und sich verändernden Charakteren bringt es jedoch mit sich, dass der/die Leser*in mit Hintergrundinformationen gefüttert werden muss, was nach meinem Geschmack an der ein oder anderen Stelle, wahrscheinlich der hohen Geschwindigkeit geschuldet, etwas knapp ausfällt. Mir etwas zu deutlich sind die Anleihen an ein vom Christentum geprägtes Mittelalter-Setting. Einige gewählten Termini und Analogien zu real-historischen Begebenheiten, rissen mich zeitweilig aus der Fantasy-Welt heraus und schlitterten knapp am Info-Dumping vorbei.

Dem Autor gelingt es aber gut, die Charaktere Schicht für Schicht zu entblößen und zugleich Stück für Stück im Verlauf der Geschichte zu komplettieren. Am Ende begleitet man nicht mehr die mit (womöglich “ausgewürfelten”) Eigenschaften versehenen Charaktere, sondern eher die Menschen dahinter in das Ende des Abenteuers.

Es bleibt zu hoffen, dass das solide Erstlingswerk von Moritz Böger nicht sein letztes bleibt, er am Autorendasein Blut geleckt hat und wir bald einen Folgeroman lesen dürfen.

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