Bibliophil oder bibliomanisch?
Trotz E-Books und immer mehr Menschen, die man vor allem im Urlaub mit diversem technischen Spielzeug beim Lesen sieht, werden gedruckte Bücher wohl noch eine ganze Weile nicht aus der Mode kommen. Wie so oft bei einem Medienwandel, verschiebt sich das Gefüge, Nischen werden verlassen und andere neu besetzt. Was mit dem puren Kopieren des Vorgängermediums beginnt, findet alsbald Nutzungsfunktionen, die das alte Medium blass aussehen lassen. Beim E-Book als Geräteklasse hat dieser Wandel und die breite Akzeptanz für elektronisches ‘Spielzeug’ erstaunlich lange gedauert und erst in den vergangenen Jahren so richtig Fahrt aufgenommen (eine illustrative Übersicht bietet das Plakat zum Buchmarkt 2012 von boersenblatt.net).
Bücher erwerben und Bücher lesen sind natürlich zwei Paar Schuhe und die Buch-Industrie ist, auch wenn das desillusionierend sein mag, nur an ersterem interessiert. Doch schon seit Anbeginn des Buchdrucks ist nicht nur der Ersterwerb auf breite Akzeptanz gestoßen, sondern auch der Zweit-, Dritt- und ‘Xt’-Erwerb … das gebrauchte Buch fand zum Leidwesen der Verlage schon immer Abnehmer. Bis zur Etablierung des E-Books hatte dieser Wirtschaftszweig keine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren oder es zu verbieten.
Nun verändert sich der Markt, die kleinen Buchhandlungen verschwinden aus den Innenstädten, die großen Ketten verdienen sich lieber mit Non-Book-Artikeln eine goldene Nase, statt ein breites Sortiment von Büchern aller Art anzubieten … denn inzwischen ist es nicht mehr notwendig, in Buchhandlungen zu gehen … weder um gedruckte noch um elektronische Bücher zu erwerben.
Doch es gibt sie immer noch … die Unbelehrbaren … die Konservativen … die Buchkäufer. Doch auch diese Spezies sieht sich vor neue Herausforderungen gestellt. War man in früheren Jahrhunderten und Jahrzehnten noch im Besitz eines Familiensitzes … ob in Form eines mondänen Anwesens oder pragmatischen Bungalows … in den man all seine Buchschätze horten konnte, zwingt einen die Arbeitswelt immer mehr, geistig und auch wohnraumbezogen mobil zu sein. Jeder, der selbst schon des Öfteren umgezogen ist oder bei Umzügen geholfen hat, weiß, dass vor allem die Bücherkartons die unbeliebteste Last ist, zumal manch einer die Tragfähigkeit von Kartons fehleinschätzt.
Wohin mit der eigenen, teuer angeschafften Bibliothek? Lohnt es sich überhaupt noch, Literatur und Wissen auf diese Weise zu horten? Wohl immer weniger ‘browsen’ aus reinem Interesse im eigenen, regalmeterfüllenden Brockhaus oder studieren Landkarten im alten, vom Großvater vererbten Atlas. Manche Bände sind Sammlerstücke und jede Diskussion über die Bewahrung dieser Stücke ist überflüssig. Aber was ist mit den zahlreichen Taschenbüchern, die man zumeist nur einmal (manchmal sogar nicht einmal vollständig) gelesen hat? Soll man diese bis zum eigenen Ableben aufbewahren? Spiegelt eine aus allen Nähten platzende Hausbibliothek tatsächlich die Belesenheit des Besitzers wider? Wer den Platz hat und nicht gezwungen ist, seinen Wohnsitz zu wechseln, hat ein Problem weniger. Was aber ist mit denjenigen, die zum modernen Nomadentum gehören? Der Freundeskreis, der bereitwillig beim Umzug schwerer Bücherkartons hilft, vergrößert sich mit jedem neuen Umzug erfahrungsgemäß nicht. Ist das E-Book für diese Gesellschaftsschicht ein Segen und löst auf einen Schlag alle Probleme?
Wer bereits selbst mit technischem Spielzeug so seine Erfahrung gesammelt hat weiß, dass mit der Lösung eines Problems, nach dem Vorbild der Hydra zwei neue auftauchen. Doch über derlei Tatsachen sollte man sich nicht wirklich aufregen. Schließlich hat dieser Umstand Methode und ist DIE Marketingstrategie … und findet leider beizeiten in der Obsoleszenz ihren pervertierten Höhepunkt.
Eines der neuen Probleme, die das E-Book ganz subtil mit sich bringt, ist, dass eine Zweitverwertung von E-Books vermieden werden soll und jüngst sogar als urheberrechtswidrig eingestuft wurde … denn wer kauft schon einen Text, den er umsonst im Netz findet? Der Gebrauchtbuchverkauf existiert nach gegenwärtigem Stand im E-Book-Sektor nicht. Der schon jahrhundertealte Brauch, Gebrauchtes wiederzuverkaufen und zu erwerben ist bei E-Books schlichtweg nicht vorhanden. Jeder hat die Notwendigkeit, das “neue” Buch zu erwerben, um es per IT-Endgerät zu rezipieren – Weitergabe ausgeschlossen!
Da lob ich mir doch die Möglichkeit, mein Buch, dass ich ausgelesen habe, aber nicht wirklich als Sammlungsstück einstufen möchte, für einen reduzierten Preis wieder auf den Markt zu werfen. Natürlich verkauft sich ein Buch, dass nicht an den Rand des Büchertod geschändet wurde. Doch wer nicht im gepflegten Ohrensessel, bei Tee und Gebäck im trauten Heim liest, sondern eher im Zug, Bus oder auf der Sonnenliege, riskiert das einst jungfräuliche Buch zu beschädigen. Ist ein Buch dann doch einmal ‘angeschmuddelt’, bleibt einem ja immer noch die Booksharing-Community und man kann jemandem in Bahnhöfen oder auf Parkbänken anderen eine Freude machen, indem man sein Buch einfach dort liegen lässt.
Will man einen angemessenen Gegenwert für sein ausgelesenes Buch, muss man es schützen. Aber womit? Eine eingehende Netzrecherche frustrierte mich und ich musste bemerken, dass wohl niemand sich für diese Form von Schutz interessiert. Es gibt natürlich Schutzeinbände, die, wenn sie nicht schon auf den ersten Blick jeder Beschreibung spotten und sicher nicht geeignet sind, um damit gesehen zu werden, aber nicht für den Rundumschutz taugen und insbesondere den Ober-, Unter- und Vorderschnitt nicht wirklich schützen.
Welches Material könnte denn mein Buch am besten schützen? Meine Wahl fiel schnell auf Filz, doch die “Behältnisse”, die ich finden konnte (und einigermaßen ansehnlich waren), wurden entweder von enttäuschten Kunden abgewatscht. Ich war schon kurz davor, Filz zu kaufen und zu riskieren, meine “Nähkünste” dem Werkstoff anzutun. Doch dann fand ich einen kleinen, aber feinen Shop, der Filz-Taschen anbot, die vom Prinzip her genau das waren, was ich gerne um mein Buch sehen würde. Doch leider konnte ich keine Buchtasche für dicke Taschenbücher finden und aus reiner Frustration schrieb ich der Shop-Besitzerin. Diese antwortete mir prompt und binnen eines Tages und weniger Mails war meine Wunsch-Buchtasche mit Klett-Verschluss in ihrem Shop erhältlich.
Da mein Leidensweg so lang und die Freude über eine Lösung so groß war, mache ich hier einfach mal Werbung für dieses Accessoire (auch für den Mann!):
http://www.filz-und-stoff.de/produkte/taschen-notebook-b%C3%BCcher/