Screenshot mit dunklem Rahmen und zerbrochener Glasscheiben-Optik des Titels der Kurzgschichte ‚Das Monster, das wir fürchten (werden) von Franziska Ammer
Im Grunde ist es gar nicht so verwunderlich, dass wir Menschen uns in Geschichten Monster erschaffen, vor denen wir uns ängstigen (wollen). Der Reiz, eine Prise Angst für kurze Zeit zu empfinden, ist seit der schriftlichen Überlieferung und wohl schon lange zuvor, ungebrochen. Jede Kultur und jede Generation hat ihre eigenen Monster, die in gewisser Weise auch den Zeitgeist der Ängste widerspiegelt. Und da wir uns schon nach kurzer Zeit an alles gewöhnen und auch immer schneller gelangweilt sind, verlangt es uns quasi ständig nach neuen Monstern. Einige Monster aber überstehen den Wandel der Zeit und ängstigen seit Generationen Jung und Alt, denn sie öffnen eine tief in der Amygdalla verborgene Tür, die wir alle in uns haben.
Wieso ist das aber nicht so verwunderlich? Meiner bescheidenen Meinung nach versucht sich unser Gehirn vor Gefahren zu schützen, indem es uns über Geschichten fiktionale Angst in kleinen Häppchen kredenzt, damit wir uns vielleicht auf die echten Ängste der Realität vorbereiten können. Eine andere Erklärung wäre, dass uns das Gehirn einreden und vorgaukeln möchte, dass das, was uns Monster in Erzählungen einjagen, die echte Angst ist. In Wahrheit jedoch verbirgt sich das wirkliche Grauen nicht in Büchern, Bildern und Filmen, sondern da, wo man es nicht vermuten würde. Würden wir es erkennen, wären wir kaum dazu in der Lage, jemals wieder das sichere Bett zu verlassen.
Die Kurzgeschichte von Franziska Ammer entführt uns in eine Castingshow der besonderen Art. Die Juroren dieses Formats sind nicht auf der Suche nach Sänger_innen, Tänzer_innen oder Künstler_innen anderer Couleur, sondern nach dem monströsen Monster der nächsten Generation, dem Monster 2.0. Und so sehr sich die bekannten Monster neu erfinden möchten, um herauszustechen, gegen EIN Monster hatten und haben sie nicht die geringste Chance.
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