Manuel Otto Bendrin: Das träumende Land

Hrsg. von Manuel Otto Bendrin

Rezension:

Micro-Rezensionen zu den einzelnen Texte:

Die Staffel
von Manuel Otto Bendrin

Im Andenken an E.A. Poe und mit Mycophobie gewürzt, bewahrt einen diese Geschichte beim nächsten knarzenden Geräusch ganz sicher nicht vor Gänsehaut.
Mir kam die Geschichte schon nach den ersten Sätzen so merkwürdig bekannt vor … dass ich zuerst daran dachte, so etwas vielleicht schon mal von Poe gelesen zu haben. Als ich dann so etwas wie ein Déjà-vu hatte … musste ich erkennen, dass ich die Geschichte aus Weltenportal Nr. 05 – 10-2023 [https://noosphaere.de/weltenportal-nr-05-10-2023/#bendrin] wirklich bereits kannte 🤦‍♂️

Aber auch beim zweiten Lesen (oder vielleicht gerade dadurch), ist die Dramatik und Düsternis in den alten Mauern darin ein wunderbarer Auftakt des Bandes und ein schöner Vorgeschmack auf das, was da noch kommt. Stay tuned 😉

Als kleine Reflexion versuche ich mich an mehr oder minder eloquenten Merksätzen, die die/der geneigte Leser*in gerne vor oder nach der Kurzgeschichtenlektüre gouttieren möge. Ich bemühe mich, nicht zu spoilern 🫣

❕️Merke: So manches in einem Kunstwerk verarbeitete Grauen bleibt nicht immer im Kunstwerk❗️

Des Nachts
von Manuel Otto Bendrin

Im Halbschlaf erscheint einem so manches völlig plausibel und irgendwie vertraut und schlüssig. Dumm nur, wenn sich die vermeintlich bekannten Fragmente zu etwas zusammenfügen, das einem Albtraum entsprungen ist und alles andere als sich nur im Kopf abspielt.

❕️Merke: Beim Fellstreicheln im Bett darf man nicht immer wählerisch sein.❗️

Das träumende Land
von Manuel Otto Bendrin

Isländische Mythologie kombiniert mit Steampunk und gewürzt mit einer ordentlichen Prise luzidem Träumen. Das ist das einfache und zugleich raffinierte Rezept von Manuel Otto Bendrin bei der seiner Anthologie namensgebenden Kurzgeschichte „Das träumende Land“.

Merke: Es war noch nie eine gute Idee, einen uralten Gott zu wecken!

Brot und Spiele
von Manuel Otto Bendrin

Ich muss gestehen, ich ging aus dieser Kurzgeschichte etwas verstört hervor.

Gedanken wie:
‚Gut, dass ich die Geschichte beim Frühstück und nicht als Betthupferl gelesen habe.‘
oder
‚Wie bekomme ich diese Bilder wieder aus meinem Kopf?‘
oder
‚Was stimmt mit dem Autor nicht?‘

und viele andere schwirrten unkontrolliert umher.

Ich hab‘ schon lange nicht mehr so etwas Verstörendes gelesen … das mich gleichzeitig so abgeschreckt hat wie auch hat schmunzeln lassen.
‚Was sagt das über mich aus?‘
‚Bin ich bereits jenseits von Gut und Böse?‘
‚Bin ich ohne Aussicht auf Hoffnung austherapiert?‘

Was wie eine Melange aus der XXL-Version von Shyamalans ‚The Village‘ und der Erwachsenenversion einer Grimm’schen Adaption der Troll-Szene von ‚The Hobbit or There and Back Again‘ daherkommt, nimmt schnell duster-düstere Züge aus den Horrorwelten von H.P. Lovecraft und C.A. Smith an, die verstörenderweise sarkastisch via morbidestem Humor gebrochen werden.

Die Liste der Triggerwarnungen, würde es sie geben, wäre wahrscheinlich eine eigene kleine Kurzgeschichte geworden.

Puh… ein bisschen Bammel vor der nächsten Nacht hab‘ ich ja schon …

❕️Merke: Lies Horrorgeschichten auch in Zukunft immer nur bei Tageslicht.❗️

(Danke, Karl-Heinz Zimmer ;-))

Nachtwandler
von Manuel Otto Bendrin

Die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit ist in Wahrheit vielleicht doch gar keine echte Grenze. Vielleicht ist es eher ein zum Teil durchlässiges Band, das Gedanken und Erinnerungen in die Welt des Schlafes zieht, um sie dort in mehr oder minder realistisch erscheinende Träume einzuweben. Doch was, wenn dieses Band nicht nur in der einen Richtung durchlässig ist? Was, wenn etwas den Übergang in die Realität zu überwinden vermag? Was, wenn es deine Fährte aufgenommen hat und die alptraumhafte Jagd mit dem Erwachen nicht zu Ende ist?

❕️Merke: Wandere nie des Nachts in noch so heimelig wirkenden Wäldern … nicht mal in deinen Träumen. ❗️

Das große Fest
von Manuel Otto Bendrin

Gleichwohl es etwas kontemplatives und auch heilsames sein kann, war es noch nie wirklich eine besonders gute Idee, ganz alleine auf Wanderschaft zu gehen. Noch weniger zielführend war es von jeher, sich unvorbereitet und ohne grundlegende Ortskenntnisse auf derartige Ausflüge zu begeben.
Hat man sich jedoch bereits solcher Torheit hingegeben, sollte man zumindest dreierlei beachten:
Wenn du auf einer Lichtung auf eine oder mehrere heruntergekommene Hütten stößt: Geh einfach weiter und halte nicht an!
Wenn du wider jeder Vernunft doch in einer der Hütten übernachtest, die Gastgeberin äußerst merkwürdig ist und du die übelsten Albträume deines Lebens hast: Brich sobald es hell wird auf!
Wenn du aus unerfindlichen Gründen verweilen solltest und nachts Trommeln hörst: Renn so schnell du kannst!

❕️Merke: Kein Farn ist es wert, dafür sein Leben zu lassen. ❗️

Der perfekte Moment
von Manuel Otto Bendrin

Alles hat seinen Preis. Und besonders hervorragende Resultate verlangen einen besonders hohen Preis.
Man sollte es sich wirklich sehr, sehr gut überlegen, ob man dem Drang des eigenen Perfektionismus‘ unbedingt nachgeben sollte.

Sprachlich für meinen Geschmack nicht ganz überzeugend und an manchen Stellen durch für mich ungewohnte Wortwahl und Satzstellung etwas den Flow unterbrechend, aber durch die unerbittlich auf ein fatales Ende zustrebende Dynamik, sehr spannend erzählt.

❕️Merke: Wenn ein merkwürdig aufdringlicher Mensch dir etwas andrehen will, das mehr als nur den Geldpreis kostet … lass es liegen.❗️

Schizophrenia
von Manuel Otto Bendrin

Da erscheint dir nach einer lebensbedrohlichen Verletzung und längerem Koma ein machtvolles Lichtwesen und schickt dich auf eine unglaublich bedeutsame Mission.
So weit, so gut. Aber auch wenn man eine schwere Kopfwunde hatte, sollte man doch leicht skeptisch werden, wenn diese Mission eine sehr, sehr blutige Spur hinterlässt.

❕️Merke: Auserwählt zu sein endet nicht immer gut.❗️

Am Ende der Welt
von Manuel Otto Bendrin

Das ewige Eis lockte schon von jeher Expeditionen mit Glücksrittern, Wissenschaftler*innen und Soldat*innen, seine Geheimnisse zu lüften. Manchmal kommt die Gefahr aber nicht aus der tödlichen Kälte, sondern wird von hochmütigen Technikgläubigen mitgebracht.

Eine schaurige Geschichte in guter Tradition von The Thing und The Terror.

❕️Merke: Wenn man ans Ende der Welt reist, steht man manchmal wieder an seinem Ausgangspunkt.❗️