Sich verkleiden zu wollen, hat vielfältige Gründe. Einer ist, dass man nicht erkannt werden und der andere, dass man jemand oder etwas anderes darstellen möchte. Die Illusion ist dann perfekt, wenn die einen betrachtenden Personen, nicht mehr sicher wissen, wer oder was man wirklich ist.
Die sehr verwöhnte Zoey ist es gewohnt, das zu bekommen, was sie möchte. Der Drang den Halloween-Wettbewerb an ihrer Schule auch dieses Jahr gewinnen zu wollen, führt sie mit ihrer Freundin in einen sehr alten Kostümladen. Zuerst von den verstaubten und altmodischen Verkleidungen gelangweilt, findet sie plötzlich eine Maske, die sie unbedingt haben möchte, obwohl sie nicht verkäuflich ist. Doch mit Masken ist das so eine Sache … manche verbergen nicht die Trägerin, sondern offenbaren etwas völlig anderes …
Ein sehr gelungener Auftakt der Grusel-Anthologie Bibbernächte, bei der es nicht nur Gänsehaut geht, sondern sich hinter der Maske auch die ein oder andere Lebensweisheit verbirgt.
Spieglein, Spieglein an der Wand
von Benjamin Ratschiller
[Image source: genAI, Midjourney]
Als Teenagerin hatte man es noch nie leicht. Zumindest dann, wenn man schüchtern ist und Pickel hat. Als nahezu perfektes Mobbingopfer versucht man so gut es eben geht, durch die Schule zu kommen, ohne zu wissen, wie man die eigene desaströse Situation ändern kann. Manchmal bietet sich allerdings eine an Zauberei grenzende Möglichkeit, die verspricht, alles besser und aus einem traurigen Entlein einen schönen Schwan zu machen. Doch derlei Abkürzungen sind tatsächlich eher magischer Natur und haben ihren Preis, der umso höher ist, je weniger man sich an die Regeln hält.
Überlege dir also sehr, sehr genau, was Du für das Wahrwerden deiner Träume zu zahlen bereit bist.
Mit den wirklich gefährlichen Dingen im Leben … also ich meine dem so richtig krassen Sch*** … verhält es sich wie mit den wirklich wertvollen Dingen: Man findet sie sehr selten und man erkennt sie meistens erst dann, wenn’s schon zu spät ist. Tim und Maja sind einer großen Sache auf der Spur. Ein erst vor Kurzem ins Haus gegenüber eingezogener unheimlich aussehender alter Mann, verhält sich des Nachts mehr als nur verdächtig. Während sie ihn vermeintlich unauffällig beobachten, hat er die beiden Kinder schon längst im Visier. Maja, sonst immer die Mutigere von den beiden, wird plötzlich von einer fast panischen Angst erfasst. Tim, dessen Herz in ihrer Gegenwart immer etwas schneller schlägt, kann sich das nicht erklären, gleichzeitig wundert er sich darüber, dass er stets erschöpfter wird und immer wieder in einen nicht wirklich erholsamen Schlaf fällt. Die Sache eskaliert, als die beiden versuchen, dem Geheimnis im Haus des alten Mannes auf den Grund zu gehen.
Eine tolle und gruselige Kurzgeschichte mit gleich mehr als einem Twist, die sich hervorragend für das nächste nächtliche Lagerfeuer-Event im Wald eignet.
Der Keller
von Robert C. Scheel
[Image source: genAI, Midjourney]
Keller. An sich schon völlig ausreichend, um alte oder neue Ängste aus dem Gedächtnis oder Unterbewusstsein hochkriechen zu lassen. Ein Keller unter einem Keller … das kann ja nur schiefgehen! Die drei 14-jährigen Jungs Lewis, Micha und Tobi begeben sich eher zufällig, aber goonies-mäßig in Lewis‘ Elternhaus auf die Suche nach einer verschwundenen Mitschülerin und stoßen bei ihren Recherchen auf äußerst verdächtige Indizien, die die Schwester von Lewis, Lil, in keinem guten Licht dastehen lassen, wobei der „Unterkeller“ natüüüürlich, wie es sich gehört, ziemlich lichtfrei daherkommt … und etwas Uraltes in den Schatten verbirgt.
Puppen und ihre toten Augen. Es wird mir immer unverständlich bleiben, wie man derlei Kinderspielzeug gut finden kann oder weshalb es sogar Erwachsene dazu treibt, derlei gruselige Artefakte zu sammeln. Doch aus unzähligen Geschichten wissen wir, dass Puppen nicht immer nur Puppen sind. Doch wenn etwas merkwürdig und dämonisch erscheint und die Puppen sich letzlich nur als harmloses Spielzeug erweisen, sollte man dringend und ziemlich schnell hinter die Quelle des Dämonischen kommen. Ganz besonders, wenn man eine erfahrene Dämonenjägerin ist.
Ein gut erzählter Prolog einer Geschichte, die darauf hindeutet, sich ausgiebiger mit dem Erwachen eines wesentlich größeren dämonischen Problem in einer Fortsetzung zu beschäftigen.
Friedhöfe haben schon immer eine unheimliche (vor allem abends und nachts) Ausstrahlung, die einen gleichzeitig abstößt und auch anzieht. Der 13-jährige Ben wohnt mit seinen Eltern direkt gegenüber einem alten Friedhof. Natürlich interessiert sich der Junge für alles, was dort vor sich geht und auch für das hinter dem Friedhof liegende verlassene Anwesen. Als sich eines Tages ein merkwürdiger Friedhofsgärtner am Eingang der Gruft der Familie, die vor vielen Jahren in der großen Villa wohnte, zu schaffen macht, beschließt er mit seinen zwei Freund_innen Marc und Lucy das sich ganz sicher dahinter verbergende Geheimnis des alten Mannes zu lüften.
Eine gruselig-spannende Abenteuergeschichte dreier Freund_innen über alte Familiengeheimnisse, Geheimverstecke, Neugier und Mut.
Alte Häuser mit unheimlichen Gemälden an den Wänden sollte man eigentlich immer meiden. Aber, wer hört schon auf mich! Das Pärchen in Nicole Hobuschs Kurzgeschichte sieht sich entgegen der Skepsis und Bedenken ihrer Kinder sogar eher von der Gemäldegalerie, die sich in dem neu erworbenen alten Haus befindet, angezogen und versucht ihre Faszination auf ihre Sprösslinge überspringen zu lassen. Doch … hätten die beiden lieber mal auf Lexie und Tom gehört, denn schon in der ersten Nacht in dem ehemals einem „exzentrischen“ Maler gehörenden Haus geschehen merkwürdige Dinge … die rasant exkalieren!
Eine schaurig-schöne Gruselgeschichte, die mich unbedingt in meiner oben genannten Einschätzung bestärken.