Vorneweg: Bitte entschuldigt, wenn ich etwas ungelenk die wahrscheinlich nicht immer korrekten Pronomen verwende … ich übe noch. Mir war 2021 schon klar, dass Jol Rosenberg ein:e ganz besondere Autor:in ist, als sier es ohne größere Herausgeberdiskussion mit siener Kurzgeschichte “Wiederverwertung” in unseren Sammelband “Future Work” geschafft hat.
Mit “Das Geflecht: An der Grenze” hat sier einmal mehr bewiesen, wie durchdacht und verflochten (muahaha … der musste sein) sier auch in großen Geschichten erzählen kann. Auch wenn mir beim Lesen immer wieder Bilder von Enemy Mine und Avatar durch den Kopf blitzten, erhob sich von Seite zu Seite eine immer komplexer werdende Welt unterschiedlicher Wesen und zahlreicher Gruppierungen innerhalb der jeweiligen Populationen. Es ist eine Geschichte über Verantwortung einem Wesen, einem Volk und einem ganzen Planeten gegenüber. Es handelt von Ausbeutung, Sklaverei, Rücksichtslosigkeit, Gier wie auch von Naturverbundenheit, Gemeinschaft und Freundschaft. Wo zu Beginn simpel erscheinende Dualismen die Handlung in Gang bringen, nimmt Rosenberg einen an die Hand und zeigt, wie komplex die Geschichte der Protagonist:innen, der Ureinwohner:innen, der Besiedler:innen und die eines Planeten sein kann. Mit viel Einfühlungsvermögen, Empathie und Liebe fürs Detail durchlebt man lesend die Entwicklung der angenehm vielfältigen Charaktere und entdeckt so manche Parallelen zu irdischen Strukturen und Systemen. Auch weil der Roman sich aus einer kleinen Handlung hin zu einer gesellschaftlich-ökosystemweiten Angelegenheit entwickelt und dabei die Gratwanderung zwischen uns Erdlingen bekannten Dingen und solchen jenseits unserer Vorstellungskraft (oder unseres Sonnensystems) mit Bravour meistert, ist “Das Geflecht” ein echter Schatz und völlig zu Recht für den DSFP 2023 nominiert. Allein das Ende wirkte auf mich zu sehr wie im Fast Forward-Modus und hätte behutsamer auserzählt sein können. Aber hey, wozu gibt es das Konzept der Fortsetzung? 😉