J.R.R. Tolkien – Geschichten aus dem gefährlichen Königreich – Eine Vorlesereise

Eine illustrierte Vorlese-Reise:

Nachdem die Vorlesereise des Hobbits und des Herrn der Ringe zu Ende gegangen war, versuchte ich meiner Seniorin ein Werk von Ursula K. Le Guin vorzulesen. Da wir ja mit dem umfangreichen Herrn der Ringe ganz gute Erfahrungen hatten, wagte ich mich an Erdsee. Leider bemerkte ich während des Vorlesens, dass dieses Buch für meine inzwischen 93-jährige Seniorin nicht wirklich geeignet war. Zum einen passiert einfach viel zu viel und der Sprache ist für eine so betagte Zuhörerin schwer zu folgen.

Also brach ich diesen Versuch nach mehreren Dutzend Seiten ab und nahm mir wieder Tolkien vor.

Da ich selbst noch nie die Kurzgeschichten von Bauer Giles von Ham, Roverandom, Die Abenteuer des Tom Bombadil, Der Schmied von Großholzingen und Blatt von Tüftler gelesen hatte, fiel die Wahl auf die Geschichten aus dem gefährlichen Königreich.

Bauer Giles von Ham

Roverandom

Die Abenteuer des Tom Bombadil

Der Schmied von Großholzingen

Blatt von Tüfftler

Illustrationen zu "Geschichten aus dem gefährlichen Königreich"

Quelle: Midjourney/ Ralf H. Schneider

Bauer Giles von Ham

Die Geschichte vom einfachen und grummeligen Bauern Giles, der unverschuldet und zufällig eine Riesen, dann noch einen Drachen besiegte und so zu einem Helden aufstieg, ist so ganz anders als das, was man gemeinhin von Tolkiens Mittelerde so kennt. 

Weil die Sprache und der Plot des Kunstmärchens recht einfach gehalten sind, vermochte meine Zuhörerin der Handlung in kleineren Etappen so einigermaßen zu folgen. Wobei die Begebenheiten schon sehr skurril sind, was sie aber nicht zu stören schien. 

Midjourney Prompt: watercolour, A corpulent farmer with a large sword in his hand sits on a gray horse. The farmer is part of a stone bridge. A path leads over the bridge. Behind a bridge pillar, down by the stream, a golden dragon lurks with its head peeking out from under the bridge. At the end of the path is a group of knights on horses with a king on a horse. --ar 16:9

Roverandom

Wenn man die Mittelerde-Erzählungen des Tolkien-Œuvres kennt, ist Roverandom schon eine Klasse für sich.

Da ich zu faul bin, mich noch einmal durch den Text durchzuarbeiten, hab’ ich mal Claude 3.7 Sonnet gebeten, mir eine Zusammenfassung zu schreiben, die, wie ich finde, ganz gut gelungen ist:

watercolour, a small dog with wings flies over a mountainous moon surface, in the nightsky you see the planet earth --v 6.1

Roverandom von J.R.R. Tolkien: Zusammenfassung und Entstehungsgeschichte

Die Geschichte

Roverandom ist eine Novelle von J.R.R. Tolkien über die Abenteuer eines jungen Hundes namens Rover. In der Erzählung verwandelt ein gereizter Zauberer namens Artaxerxes den etwas unhöflichen und aufgeregten Welpen Rover in ein Spielzeug. Um seine ursprüngliche Gestalt wiederzuerlangen, begibt sich Rover auf eine fantastische Reise zum Mond und unter das Meer, auf der Suche nach dem Zauberer, der ihn zurückverwandeln kann.

Die Geschichte führt den Leser an verschiedene phantasievoll gestaltete Orte:
Der Mond: Ein stark fantasierter Ort voller mythischer Kreaturen, die an die Werke von Lewis Carroll erinnern. Die Beschreibung der Mondbäume nimmt Eigenschaften der Mallorn-Bäume aus Lothlórien vorweg.
Die Bucht: An der Nordostküste Englands gelegen, Heimat des Sand-Zauberers Psamathos.
Unter dem Meer: Das Reich des Meerkönigs.
Faery: Mit einem kurzen Blick auf die Schattenmeer und Elbenheimat, wodurch die Geschichte mit Tolkiens Mittelerde-Legendarium verbunden wird.

Wichtige Figuren

In der Geschichte treten viele farbenfrohe Charaktere auf:
Rover/Roverandom: Der Protagonist, ein junger weißer Welpe mit schwarzen Ohren.
Artaxerxes: Der Zauberer, der Rover verwandelt. Er trägt einen grünen Hut mit blauer Feder und stammt ursprünglich aus Persien.
Psamathos Psamathides: Ein Sand-Zauberer von der Größe eines großen Hundes, der unter dem Sand der Bucht lebt.
Der Mondhund Rover: Der Hund des Mannes im Mond.
Der Meerhund Rover: Der Hund unter dem Meer.

Entstehungsgeschichte

Tolkien erzählte diese Geschichte ursprünglich 1925, um seinen Sohn Michael zu trösten, der sein Lieblingsspielzeug verloren hatte – einen kleinen Bleihund, der an einem Strand mit grauen Kieselsteinen verloren gegangen war, die die gleiche Größe und Farbe wie das Spielzeug hatten.

Obwohl Roverandom im Ton eine Kindergeschichte ist, enthält sie viele Anspielungen und Verweise im Stil von “Bauer Giles von Ham”. Nach dem Erfolg von “Der Hobbit” wurde die Geschichte 1937 zur Veröffentlichung eingereicht, erschien jedoch erst über sechzig Jahre später im Jahr 1998.

Seit der Neuauflage von 2009 ist Roverandom in der Sammlung “Tales from the Perilous Realm” (Geschichten aus dem gefährlichen Königreich) enthalten.

Es war schwer, für meine 93-jährige Zuhörerin der Geschichte zu folgen. Die märchenhaften Absonderlichkeiten kamen ihr zwar merkwürdig vor, aber sie nahm sie mal so hin und dachte sich wahrscheinlich, dass ich ganz schön naiv bin, so etwas wie einen fliegenden Hund auf dem Mond zu glauben.

Leider ging es Minni zunehmend schlechter während der Erzählepisoden und ich konnte die Geschichte nur in kleinen Häppchen vortragen. 

Auch hatte ich vor, mit “Die Abenteuer des Tom Bombadil” direkt weiterzumachen, aber ihr Gesundheitszustand lässt es momentan nicht zu und ich habe das Gefühl, dass allein das Zuhören, sie schon sehr anstrengt. Wobei es bei den Gedichten zu Tom Bombadil sogar mich sehr anstrengte, der deutschen Übertragung zu folgen. Nicht, dass es für mich leichter wäre, das englische Original zu lesen … ganz bestimmt nicht … aber ich merkte schon nach den ersten Strophen (der Prolog an sich war ja schon eine nicht gerade vorlesetaugliche Abhandlung, die ich Minni ersparte), dass ich nicht wirklich viel mit den meisten Gedichten und Liedern von Tolkien etwas anfangen kann. Bin wohl mehr der profane Prosa-Typ 😉

Ich befürchte, die Vorlesereise erfährt (hoffentlich nur) erstmal eine Pause.