Anna Zabini – Sanguen Daemonis

Kurz-Rezension:

Und wieder einmal ein Buch, bei dem ich mich ärgere, es nicht auf einen Rutsch durchgelesen zu haben.

Die folgenden Ausführungen sind, sofern sie kritisch ausfallen, zum größten Teil der Tatsache geschuldet, dass ich es nicht geschafft habe, die Geschichte in einem überschaubaren zeitlichen Rahmen zu lesen, sondern vielmehr Wochen zwischen einzelnen Leseabschnitten lagen … was unbeabsichtigt, aber dennoch keine gute Idee war.

Die Welt in “Sanguen Daemonis” wird von Dämonen heimgesucht, die Menschen “besetzen” und sich im Zustand dieser Besessenheit nicht wirklich sozial verträglich verhalten. Die Folgen sind zumeist tödlich und sehr blutig. Allein diejenigen, die aufgrund genetischer Eigenheiten dazu in der Lage sind, ihre ungebetenen Gäste zu beherrschen, die Auserwählten, vermögen sich gegen die Dämoneninvasion als solches zur Wehr zu setzen.

Wenn der Dämon die Oberhand erhält ...

Dass es in Anna Zabinis Roman aber nur um Dämonen geht, wäre viel zu kurz gefasst. Meiner unbedeutenden Ansicht nach geht eigentlich um Beziehungen, Liebe, Vertrauen und innere Dämonen in einer von Dämonen bedrohten Welt. Die vermeintlichen Abgrenzungen in Freund und Feind, Hass und Liebe, Leben und Tod, Gut und Böse haben in “Sanguen Daemonis” ihre Gültigkeit weitstgehend verloren.

Eigentlich alle Charaktere durchlaufen im Roman eine mehr oder minder holprige bis furchteinflößende Entwicklung, erleiden schreckliche Verluste, finden aber auch wahre Freundschaft und Liebe. Das ist überhaupt für mich die Quintessenz der Geschichte: Gleichgültig, wie verzweifelt die Lage ist, Menschen, deren Zuneigung wahrhaftig ist, können schlussendlich vergeben und halten zu einem … bis in den Tod … und darüber hinaus.

Den großen Fehler, den ich wie erwähnt beging, waren die Lesepausen zwischen den einzelnen Abschnitten der Lektüre. Wäre ich durchgehend dran geblieben, wären die nicht wenig herausfordernden Zeitsprünge zwischen den einzelnen Kapiteln, weniger verwirrend ausgefallen. Natürlich sind diese ein probates Stilmittel, gerade, um in eine vermeintlich lineare Handlung Überraschungsmomente einzuflechten und nachträglich aufzuklären, erwarten aber von der Leserin/ dem Leser uneingeschränkte Aufmerksamkeit und eine unterbewusste Protokollierung der Zeitachse … was ich, wie gesagt, sträflichst versäumte.

Diesen Umstand einmal ignorierend, zumal er ja der Unzulänglichkeit des Lesers geschuldet ist, bietet Anna Zabini mit diesem sehr einfühlsam geschriebenen Science-Fiction/Fantasy/Mystery/Horror/Thriller-Roman einen überaus intelligenten und unterhaltsamen Genremix an, der bis zuletzt Wendungen präsentiert und zwischen empathischen Beziehungsexkursen und überaus spannenden Erzählsträngen abwechselt. Wirklich bis zur allerletzten Seite wird die/der Leser*in in einem mitunter dämonischen Strudel mitgerissen und nach jeder Katastrophe wieder aufgefangen und aufgebaut. Die alles bestimmende Dämoneninvasion bleibt dabei stets hintergründig und rätselhaft, so dass ich mich freuen würde, in einer Fortsetzung mehr über die Beweggründe und Vorgehensweise der Dämonen zu erfahren, denn am Ende erschienen sie einem im Vergleich zu den Menschen nicht zwangsläufig als die grausameren Wesen 😉